Handreichung für Seelsorge-Gespräche in Zeiten der Corona-Krise

Diese Handreichung der TelefonSeelsorge Stuttgart e.V. enthält wertvolle Tipps im Umgang mit telefonischen Seelsorgegesprächen in Zeiten der Corona-Krise.


Aushang Nachbarschaftshilfe in der Corona-Krise

Aushang für das Angebot einer Nachbarschaftshilfe-Hotline von nebenan.de


Digitaler und telefonischer Kontakt, Deutsch sprechen und schreiben

Zentral sind bei Patenschaften und anderen Formen der 1:1 Unterstützung das Zusammensein, der Austausch und das gemeinsame Erleben. In Zeiten, wo es geboten ist, persönlichen Kontakt zu vermeiden, können auch die Patenschaften nicht mehr funktionieren wie zuvor. Viele Pat(inn)en und Geflüchtete stehen nun erst einmal per Email, Telefon oder Messengerdienst in Kontakt. Über Sprachnachrichten und das Schreiben von Texten können die Tandems miteinander in Kontakt bleiben und weiterhin Deutsch üben. Da derzeit keine regulären Deutschkurse stattfinden, können die Geflüchteten auf diesem Wege die Sprache üben. Zum Teil versenden ehrenamtliche Deutschlehrer(inn)en Arbeitsmaterialien, mit denen gelernt werden kann.

Für die Geflüchteten ist es grundsätzlich wichtig, dass Hauptamtliche und Engagierte weiterhin für die Zielgruppe telefonisch und per Mail erreichbar sind und ggf. Hilfe anbieten können. Das Angebot von telefonischen Kontakten, Gesprächen und Beratung soll und kann explizit nach außen getragen werden, sodass weitere Engagierte dafür gewonnen werden können Ansprechpartner(in) zu sein für diejenigen, die sich isoliert und allein fühlen.


Übersetzung und Information zur aktuellen Situation

Was momentan sehr wichtig ist, ist die wichtigen Informationen bereit zu stellen und zu übersetzen.

Neben Hauptamtlichen sind Ehrenamtliche Multiplikator(inn)en für die Weitergabe wichtiger Informationen (zum Coronavirus, Neuigkeiten, Hilfen, etc.), damit möglichst alle Geflüchtete erreicht werden. Viele Informationen sind in den Muttersprachen der Geflüchteten verfügbar, jedoch wissen nicht alle wo diese Informationen zu finden sind. Viele Geflüchtete, gerade in Sammelunterkünften, haben darüber hinaus nicht unbedingt (zuverlässigen) Internetzugang.

Eine Zusammenstellung wichtiger Informationen finden Sie hier.

In den letzten Tagen wurde einiges an Informationsmaterial in unterschiedlichen Sprachen veröffentlicht (vom Land, Hilfsorganisationen, Internet Apps). Es fehlten jedoch häufig noch Sprachenwie Tigrinya (für Eritreer) oder Pashtu. Somit sind Informationen in einzelne Sprachen nur teilweise vorhanden. Hinzu kommt, dass ein Teil der Geflüchteten nicht lesen kann. Grundsätzlich sind lange komplizierte Texte für Nichtmuttersprachler schwer zu verstehen. Hier bitten wir insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund mit guten Deutschkenntnissen um Mithilfe. Patinnen können aktiv werden, indem Sie Informationsmaterialien in deren Muttersprache an die Geflüchteten weitergeben, die von Behörden und Ministerien und engagierten Organisationen zur Verfügung gestellt werden und auch im Gespräch über die derzeitige Situation informieren, gerade wenn Teile der aktuellen Nachrichten nicht in den jeweiligen Muttersprachen der Geflüchteten zugänglich sind.

Weiterhin können Ehrenamtliche dabei unterstützen, was zu tun ist, wenn Geflüchtete Symptome entwickeln und gegebenenfalls bei einem Arzt anrufen. Auch erhalten die Geflüchtete derzeit weiterhin Briefe von Behörden. Wer sie nicht lesen kann, braucht weiterhin Hilfe. Dies kann beispielsweise erfolgen, indem der Text per Messengerdienst zu den ehrenamtlichen Helfer(inn)en geschickt wird und diese dann per Telefon die Bedeutung und den eventuell gegebenen Handlungsbedarf erläutern. Insgesamt ist die Isolation von Geflüchteten natürlich derzeit noch verstärkt, und gerade, wenn diese sich einsam fühlen, kann der Kontakt zu ihren Pat(inn)en sehr wertvoll sein.


Einkaufsdienste

Einkaufsdienste sind derzeit auch für Geflüchtete eine Hilfe. Kranke oder alte Personen, die zur Risikogruppe gehören oder auch Alleinerziehende, die Zuhause die Kinder betreuen müssen und mit diesen nicht in den Supermarkt gehen können oder wollen, können von einer solchen Einkaufshilfe profitieren.

Sollte es dazu kommen, dass ganze Flüchtlingsunterkünfte unter Quarantäne gestellt werden, so würden Einkaufsdienste für die Bewohner zu einer wertvollen Unterstützung, die von Ehrenamtlichen geleistet werden kann.


Ehrenamtliches Engagement von Geflüchteten

Die Unterstützung funktioniert jedoch nicht nur in eine Richtung. Auch viele Geflüchtete möchten in der derzeitigen Situation einen Beitrag leisten. In einigen Projekte melden sich Geflüchtete, die in der Vergangenheit selbst Unterstützung erhalten haben, mit dem Wunsch, nun selbst Personen zu unterstützen, die in diesen Zeiten Hilfe benötigen, beispielsweise beim Einkaufen. So engagieren sich Geflüchtete für Menschen aus Risikogruppen – u.a. für die ehrenamtliche Engagierten alten Menschen, die ihnen vor Jahren geholfen haben. Hierzu zählen u.a. Einkäufe, Apothekenbesuche, ggf. Haustierpflege.